NC-IVF ( IVF/ ICSI im natürlichen Zyklus)

Aus Fertility and Sterility, August 2016

Immer wieder besteht Erklärungsbedarf, warum die Durchführung einer IVF/ICSI im natürlichen Zyklus (NC-IVF) meist nicht sinnvoll ist. Der Wunsch, die Behandlung „so natürlich wie möglich“ zu gestalten, ist grundsätzlich nachvollziehbar – ebenso wie die Sorge vor einer Hormontherapie, auch wenn diese in eigentlich unbegründet ist. Es stimmt, dass durch eine IVF im natürlichen Zyklus das Risiko einer seltenen, aber potenziell schweren Komplikation wie dem ovariellen Hyperstimulationssyndrom (OHSS) nicht besteht. Auch entfallen bei dieser Vorgehensweise weitgehend die Kosten für Medikamente. Dennoch sind die Erfolgsaussichten dieser Methode – insbesondere im Hinblick auf die Schwangerschaftsrate – deutlich geringer als bei einem stimulierten Zyklus, was im ärztlichen Beratungsgespräch offen angesprochen werden sollte.

Zusammenfassung des Artikels „Age, independent from ovarian reserve status, is the main prognostic factor in natural cycle in vitro fertilization“ von González-Foruria et al., veröffentlicht in Fertility and Sterility, Band 106, Ausgabe 2, Seiten 342–347.e2, August 2016.


🧪 Studienziel

Ziel der Studie war es, die Ergebnisse von IVF im natürlichen Zyklus (NC-IVF) in Bezug auf das Alter der Patientinnen, den Status der ovariellen Reserve (gemäß den Bologna-Kriterien), die Ursache der Unfruchtbarkeit zu analysieren.


🧬 Studiendesign und -population

  • Design: Retrospektive Kohortenstudie
  • Ort: Universitätsklinikum in Barcelona, Spanien
  • Zeitraum: Januar 2010 bis Dezember 2014
  • Teilnehmerinnen: 320 Patientinnen mit insgesamt 947 NC-IVF-Zyklen
  • Einschlusskriterien: Regelmäßige Menstruationszyklen (24–36 Tage)
  • Stratifizierung:
    • Alter: ≤35 Jahre, 36–39 Jahre, ≥40 Jahre
    • Ovarielle Reserve: Gemäß Bologna-Kriterien
    • Ursache der Unfruchtbarkeit: männlicher Faktor, tubal, Endometriose, ungeklärt, andere

📈 Hauptbefunde

Einfluss des Alters

  • Schwangerschaftsraten pro Zyklus:
    • ≤35 Jahre: 11,4%
    • 36–39 Jahre: 11,6%
    • ≥40 Jahre: 5,9%
  • Fehlgeburtsraten:
    • ≤35 Jahre: 7,7%
    • 36–39 Jahre: 34,4%
    • ≥40 Jahre: 50%
  • Andauernde Schwangerschaftsraten (≥12 Wochen):
    • ≤35 Jahre: 10,6%
    • 36–39 Jahre: 7,6%
    • ≥40 Jahre: 3,0%

Die multivariate logistische Regressionsanalyse identifizierte das Alter der Patientin als einzigen signifikanten Prädiktor für eine Schwangerschaft in NC-IVF-Zyklen (Odds Ratio: 0,93; 95% Konfidenzintervall: 0,88–0,98).

Einfluss der ovariellen Reserve

  • Kein signifikanter Unterschied in den Schwangerschafts- oder andauernden Schwangerschaftsraten zwischen Patientinnen mit niedriger ovarieller Reserve (gemäß Bologna-Kriterien) und solchen mit normaler Reserve.

Einfluss der Unfruchtbarkeitsursache

  • Keine signifikanten Unterschiede in den Schwangerschaftsraten basierend auf der Ursache der Unfruchtbarkeit.

 🧾 Schlussfolgerungen

  • Das Alter der Patientin ist der wichtigste prognostische Faktor für den Erfolg von NC-IVF, unabhängig von der ovariellen Reserve oder der Ursache der Unfruchtbarkeit.
  • NC-IVF ist eine praktikable und patientenfreundliche Option für jüngere Frauen, insbesondere für diejenigen mit niedriger ovarieller Reserve oder für solche, die eine hormonelle Stimulation vermeiden möchten.
  • Bei Frauen ab 40 Jahren sind die Erfolgsaussichten von NC-IVF deutlich geringer, was alternative Behandlungsoptionen wie konventionelle Stimulation oder Eizellspende nahelegt.

Dr.Peet, 12.05.2025

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