Mehr Hormone – mehr Erfolg bei IVF?

Neue Studie zeigt, dass eine starke Erhöhung der FSH Stimulationsdosis keinen Vorteil bringt.

Mehr Hormone – bessere Chancen?

Viele Frauen mit Kinderwunsch und geringer Eizellreserve hoffen, dass eine höhere Hormondosis bei der IVF-Behandlung die Erfolgschancen verbessert. Schließlich gilt: je mehr Eizellen, desto besser – oder?

Doch eine aktuelle multizentrische Studie (Kovacs et al., 2025) zeigt: Mehr ist nicht immer mehr.
Bei Frauen mit eingeschränkter Eizellreserve führte eine höhere Gonadotropin-Dosis (375 IE pro Tag) nicht zu besseren Schwangerschafts- oder Geburtenraten als eine Standard-Dosis (225 IE).


Was wurde untersucht?

Die Studie wurde in sechs IVF-Zentren in Ungarn durchgeführt.
Untersucht wurden 190 Frauen zwischen 18 und 42 Jahren, die laut POSEIDON-Klassifikation als „poor prognosis“ galten – also eine niedrige Eizellzahl oder einen niedrigen AMH-Wert hatten.

Ziel war es herauszufinden, ob eine höhere Dosis an FSH und hMG (beides Hormone, die das Wachstum der Eibläschen anregen) mehr Eizellen oder höhere IVF-Erfolgsraten bringt.


Das Ergebnis: Kein Unterschied bei Schwangerschaftsrate und Lebendgeburten

Trotz deutlich höherer Hormongabe zeigte sich kein Vorteil der Hochdosis-Gruppe:

     

      • Gewonnene Eizellen: im Durchschnitt gleich viele (rund 5 Eizellen pro Frau)

      • Befruchtungsrate: kein Unterschied

      • Klinische Schwangerschaftsrate: gleich

      • Lebendgeburtenrate: gleich (18,1 % bei 225 IE vs. 14,4 % bei 375 IE)

    Auch die kumulative Lebendgeburtenrate – also inklusive eingefrorener Embryotransfers – war vergleichbar.
    Und: Es gab keine Zunahme schwerer Nebenwirkungen wie Überstimulation (OHSS).


    Was bedeutet das für Kinderwunsch-Patientinnen?

       

        • Mehr Hormone führen nicht zwangsläufig zu mehr oder besseren Eizellen.

        • Eine maßvolle, individuell angepasste Stimulation kann genauso effektiv sein.

        • Weniger Hormone bedeuten oft weniger Belastung für Körper und Geldbeutel.

      Gerade bei Frauen mit niedriger ovarieller Reserve oder schwacher Reaktion auf frühere IVF-Zyklen kann eine optimierte, aber nicht übertriebene Stimulation sinnvoller sein.


      Warum diese Erkenntnis wichtig ist

         

          1. Körperliche Schonung: Eine zu starke Hormonstimulation kann belastend sein – körperlich und emotional.

          1. Kosten: Höhere Dosen von FSH und hMG bedeuten deutlich höhere Medikamentenkosten.

          1. Individuelle Planung: Der IVF-Erfolg hängt von vielen Faktoren ab – etwa Alter, AMH-Wert, Antralfollikelzahl (AFC) und vorherigen Behandlungszyklen.
            → Deshalb sollte jede Stimulationsstrategie personalisiert sein, nicht pauschal „je mehr, desto besser“.


        Einschränkungen der Studie

        Die Forscher*innen betonen, dass die Studie ursprünglich größer geplant war (750 Teilnehmerinnen), aber nur 190 Frauen eingeschlossen wurden.
        Das bedeutet: Kleinere Unterschiede könnten unentdeckt geblieben sein.

        Trotzdem liefern die Daten einen wichtigen realitätsnahen Hinweis für die Praxis der Reproduktionsmedizin:
        Selbst bei Patientinnen mit „schlechter Prognose“ bringt eine höhere Gonadotropin-Dosis keinen klaren Vorteil.


        Fazit: Qualität statt Quantität

        Für Frauen mit niedriger Eizellreserve, schlechter Eizellqualität oder geringer ovarieller Reaktion gilt:

           

            • Eine individuelle Hormonstimulation ist entscheidend.

            • Eine Standard- oder moderate Dosis (z. B. 225 IE pro Tag) kann vollkommen ausreichend sein.

            • Besprechen Sie mit Ihrem Kinderwunsch-Team, welche Stimulationsstrategie zu Ihnen passt.


           
           

          Dr.Peet, 29.10.2025

          PRP Behandlung bei Eierstockschwäche

          aus Fertility and Sterility, September 2025

          Neue Hoffnung durch Eigenplasma?

          Eine aktuelle Studie hat untersucht, ob eine Behandlung der Eierstöcke mit plättchenreichem Plasma (PRP), das aus dem eigenen Blut gewonnen wird, Frauen mit eingeschränkter Fruchtbarkeit helfen kann. Besonders ging es um zwei Gruppen:

          • Frauen mit sehr schwacher Eierstockfunktion (vorzeitige Eierstockschwäche/POI).
          • Frauen, die bei einer künstlichen Befruchtung (IVF) nur wenige Eizellen entwickeln („Poor Responder“).

          Was kam heraus?
          Bei Frauen mit vorzeitiger Eierstockschwäche zeigte PRP keine Verbesserung der Chancen auf eine Schwangerschaft.
          Bei Frauen mit eingeschränkter Eierstockfunktion hingegen gab es positive Effekte auf die Qualität der Eizellen: Sie reiften besser, ließen sich häufiger befruchten und entwickelten sich öfter zu Embryonen weiter. Allerdings führte das noch nicht zu mehr Schwangerschaften oder Geburten.

          Fazit:
          PRP könnte für bestimmte Frauen ein neuer Ansatz sein, vor allem wenn die eigenen Eizellen bisher nicht zu guten Embryonen geführt haben. Dennoch bleibt die Methode experimentell. Die Forscher betonen, dass weitere Studien nötig sind, um zu klären, wer wirklich davon profitieren kann und ob sich die Erfolge langfristig bestätigen.

          Dr. Peet, 25.09.2025

          Das vaginale Mikrobiom

          🌸 Das vaginale Mikrobiom – unterschätzter Schlüssel bei Kinderwunsch?

          „Nicht nur der Embryo „entscheidet“ – auch die Mikrowelt der Vagina spielt eine Hauptrolle bei der Fruchtbarkeit.“


          🌀 Was ist das vaginale Mikrobiom – und warum betrifft es Frauen mit Kinderwunsch?

          Das vaginale Mikrobiom ist die Gesamtheit der Mikroorganismen, die in der Scheide leben – mit einem klaren Hauptakteur: Lactobazillen. Diese Milchsäurebakterien halten die Vaginalflora sauer (pH 3,8–4,5), schützen vor Infektionen und stabilisieren das lokale Immunsystem. Fehlen sie oder sind andere Bakterien in der Überzahl (z. B. Gardnerella oder Candida), kann sich das direkt negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken.

          „Eine intakte Scheidenflora ist wie ein Schutzschild – sie entscheidet mit über die Chancen, schwanger zu werden.“


          ⚠️ Was bringt das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht?

          Zahlreiche Einflüsse können die gesunde bakterielle Balance stören:

          • Hormonveränderungen: Zyklus, Schwangerschaft, Stillzeit, Pille oder Wechseljahre.
          • Antibiotika: vernichten oft auch nützliche Bakterien.
          • Übertriebene Intimhygiene: Vaginalduschen, Seifen und Gels können die Flora empfindlich stören.
          • Ungeschützter Sex: Das alkalische Milieu von Sperma verändert kurzfristig den pH-Wert.
          • Stress und Ernährung: auch Darm und Psyche beeinflussen die Scheidenflora über Hormone und Immunfaktoren.

          🤰 Fruchtbarkeit und Scheidenflora – was sagen die Studien?

          „Eine gute Vaginalflora ist wie guter Boden für den Samen – sie „entscheidet mit“, ob der Embryo angenommen wird.“

          Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen:

          • Frauen mit dominanter Lactobazillenflora haben eine signifikant höhere Schwangerschaftsrate bei IVF (> 60 %).
          • Bei gestörter Flora sinkt die Erfolgsrate auf unter 25 %.
          • Die Gebärmutterflora (Endometrium) spielt ebenfalls eine Rolle – eine Dysbiose dort kann die Einnistung erschweren.

          Eine gestörte Scheidenflora bleibt oft symptomlos, kann aber zu:

          • ausbleibender Einnistung
          • wiederholtem Abgang
          • entzündlicher Umgebung im Uterus führen

          🔬 Wie lässt sich das Mikrobiom untersuchen?

          Die moderne Mikrobiomdiagnostik – z. B. durch PCR- oder NGS-Analysen – kann bereits aus einem einfachen Vaginalabstrich ein detailliertes Bakterienprofil erstellen.

          „Viele Dysbiosen bleiben unentdeckt – eine Mikrobiomanalyse ist wie ein Blick unter die Oberfläche.“


          🧪 Therapiemöglichkeiten bei Dysbiose

          • Antibiotika: bei bakterieller Vaginose gezielt gegen Gardnerella & Co.
          • Probiotika: spezifische Lactobazillenstämme (z. B. L. crispatus, L. gasseri) oral oder vaginal.
          • Prä- & Synbiotika: fördern die Vermehrung der guten Bakterien.
          • Vaginale Mikrobiom-Transplantation (VMT): neuartige Methode bei therapieresistenten Fällen – mit bis zu 80 % Erfolg (Experimentalphase).

          🌱 Was kann ich selbst tun?

          1. Probiotika einnehmen: in Absprache mit Arzt oder Heilpraktiker – besonders nach Antibiotika oder bei IVF.
          2. Sanfte Intimhygiene: keine Seifen oder Vaginalduschen, am besten klares Wasser.
          3. Zuckerarme, ballaststoffreiche Ernährung: unterstützt auch den Darm, der hormonell mit dem Zyklus verknüpft ist.
          4. Stress reduzieren: chronischer Stress beeinflusst den pH-Wert über Cortisol.
          5. Regelmäßige Mikrobiomchecks: besonders bei Kinderwunsch, Endometriose, oder wiederholtem Einnistungsversagen.

          📌 Fazit für Frauen mit Kinderwunsch

          Das vaginale Mikrobiom ist nicht nur ein Hygienethema – es ist ein echter Fruchtbarkeitsfaktor. Wer seinen Kinderwunsch ganzheitlich angehen möchte, sollte auch die „guten Bakterien“ in die Strategie einbeziehen.

          „Die Natur hat sich etwas dabei gedacht: Ohne Milchsäurebakterien kein Gleichgewicht – und oft auch keine Schwangerschaft.“

          Dr. Peet, 4.8.2025

          Endometrium zu dünn – und jetzt? Was eine neue Studie für Kinderwunschpatientinnen bedeutet

          Wenn Sie sich aktuell in einer Kinderwunschbehandlung befinden, haben Sie vielleicht schon gehört: Die „Dicke der Gebärmutterschleimhaut“, also des Endometriums, spielt eine Rolle für den Erfolg eines Embryotransfers. Aber wie wichtig ist sie wirklich? Und was bedeutet es, wenn der Ultraschall einen Wert unter 7 mm zeigt?

          Eine neue, große Studie von Lee et al. (2025) bringt jetzt mehr Klarheit – und räumt mit einigen überholten Vorstellungen auf.


          📏 Wann gilt das Endometrium als „zu dünn“?

          Ein Endometrium von unter 7 mm wird häufig als kritisch angesehen – weil ältere Studien bei diesen Werten von geringeren Schwangerschafts- und Geburtenraten berichten. Doch die neue Studie zeigt: So einfach ist es nicht.


          🧬 Was macht diese neue Studie so besonders?

          Die Studie untersuchte über 30.000 Embryotransfers – und zwar ausschließlich mit genetisch getesteten, gesunden Embryonen (euploid, PGT-A). Damit konnten die Forschenden isolieren, welchen Einfluss die Gebärmutterschleimhaut unabhängig von der Embryoqualität hat.

          Das Besondere: Sie unterschieden genau zwischen den verschiedenen Zyklusarten:

          ZyklusartEinfluss von ET < 7 mm?
          Natürlicher ZyklusKein signifikanter Nachteil
          Programmierter Zyklus (FET)Deutlich geringere Erfolgsrate

          🔍 Warum ist der Unterschied so groß?

          Im natürlichen Zyklus sorgt der eigene Hormonverlauf für eine fein abgestimmte Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut – auch wenn sie dünner erscheint. Bei programmierten Zyklen übernehmen Medikamente diese Aufgabe, doch die Studienlage zeigt: Das gelingt nicht immer optimal.


          🤔 Ist die Dicke also doch egal?

          Nein – aber sie ist nicht das einzige Kriterium. Die Studie zeigt, dass die Vorhersagekraft der Schleimhautdicke allein schwach ist (AUC = 0,597, das entspricht kaum mehr als Zufall).

          Andere wichtige Faktoren:

          • Zyklusart
          • Embryoqualität
          • Blutversorgung der Gebärmutter
          • Hormonverlauf
          • Patientinnenalter und Vorerkrankungen

          🩺 Was bedeutet das für meine Behandlung?

          Ein Endometrium < 7 mm ist kein Ausschlusskriterium. Vielmehr ist eine individuelle Betrachtung entscheidend. Das kann bedeuten:

          • Fortsetzen des Zyklus im natürlichen Verlauf
          • Unterstützende Therapien zur Schleimhautverbesserung (z. B. Sildenafil, PRP, Vitamin E)
          • Abwägung: Transfer durchführen – oder Zyklus verschieben?

          Wichtig: In vielen Fällen ist ein Transfer auch bei <7 mm erfolgreich – vor allem im natürlichen Zyklus.


          Fazit

          • Die Schleimhautdicke ist wichtig – aber nicht alles.
          • Ein Wert <7 mm ist nicht automatisch ein Problem – entscheidend ist die Zyklusart.
          • Individuelle Therapieentscheidungen, basierend auf aktueller Evidenz, sind der Schlüssel.


          Dr. Peet, Juli 2025

          Beitrag über die Embryoklassifikation

           Embryo-Grading bei IVF – Wie Embryonen bewertet werden und warum das wichtig ist

          Ein Kinderwunsch ist etwas sehr Persönliches – und für viele Paare ein Weg voller Hoffnung, Emotionen und auch medizinischer Herausforderungen. Die In-vitro-Fertilisation (IVF) ist für viele ein zentraler Bestandteil dieses Weges. Dabei tauchen oft Fragen auf wie: „Wie entscheiden die Ärztinnen und Ärzte, welcher Embryo eingesetzt wird?“ oder „Was bedeutet es, wenn mein Embryo die Note A oder B bekommt?“

          Die Antwort liegt im sogenannten Embryo-Grading – einem Bewertungssystem, das hilft, die besten Embryonen für den Transfer in die Gebärmutter auszuwählen.


          Was ist Embryo-Grading überhaupt?

          Beim Embryo-Grading handelt es sich um eine mikroskopische Bewertung von Embryonen, die im Rahmen einer IVF (oder ICSI) im Labor heranwachsen. Ziel ist es, anhand bestimmter Kriterien einzuschätzen, welcher Embryo die besten Chancen auf eine erfolgreiche Einnistung und Schwangerschaft bietet.

          Es geht also nicht um eine moralische Bewertung, sondern um biologische Merkmale wie Zellanzahl, Symmetrie und Teilungsqualität.


          Warum ist Embryo-Grading wichtig?

          Bei einer IVF entstehen häufig mehrere Embryonen. Aber: In den meisten Fällen wird nur einer oder zwei Embryonen transferiert, um Mehrlingsschwangerschaften zu vermeiden. Deshalb ist es entscheidend, jene Embryonen auszuwählen, die die besten Entwicklungschancen zeigen.

          Ein gutes Grading kann also:

          • Die Schwangerschaftschancen erhöhen
          • Die Anzahl der Behandlungszyklen verringern
          • Das Risiko von Fehlgeburten senken

          Die Entwicklung des Embryos – Tag für Tag

          Um das Grading besser zu verstehen, hilft ein Blick auf die frühe Entwicklung eines Embryos nach der Befruchtung:

          1. Tag 1: Befruchtung
            Die Eizelle wird mit einer Samenzelle verschmolzen – erkennbar an zwei Vorkernen.
          2. Tag 2–3: Zellteilung (Cleavage-Stadium)
            Der Embryo teilt sich in 2, dann 4, dann 8 Zellen. Hier achtet man auf Symmetrie und Bruchstücke (Fragmente).
          3. Tag 5–6: Blastozystenstadium
            Der Embryo bildet eine flüssigkeitsgefüllte Struktur mit innerer Zellmasse (aus der das Baby entsteht) und äußerer Zellschicht (später die Plazenta).

          🧬 Genau in diesem Stadium wird das Grading besonders relevant.


          Wie funktioniert das Grading konkret?

          1. Im Vorkernstadium (Tag 1)

          Hier prüft man:

          • Ob zwei Vorkerne vorhanden sind
          • Die Anordnung dieser Vorkerne
          • Gleichmäßigkeit des Zytoplasmas

          Ein korrekt befruchteter Embryo wird als „2PN“ bezeichnet.

          2. Im Teilungsstadium (Tag 2–3)

          Wichtige Kriterien:

          • Zellzahl: optimal sind 4 Zellen an Tag 2 und 8 Zellen an Tag 3
          • Fragmentierung: Kleine Zelltrümmer gelten als ungünstig
          • Symmetrie: Zellen sollten gleich groß sein

          👉 Bewertungsskalen wie „A–C“ oder 1–4″ zeigen an, wie gut sich der Embryo entwickelt.

          3. Im Blastozystenstadium (Tag 5–6)

          Jetzt kommt ein spezielles Grading zur Anwendung – das Gardner-Grading-System:

          MerkmalBedeutung
          Expansion (1–6)Wie stark sich die Blastozyste ausgedehnt hat
          ICM (A–C)Qualität der inneren Zellmasse („Baby-Zellen“)
          TE (A–C)Qualität des Trophektoderms („Plazenta-Zellen“)

          📌 Beispiel: 5AA bedeutet:

          • Expansion gut (Stufe 5)
          • Innere Zellmasse top (A)
          • Plazenta-Zellen ebenfalls top (A)

          Welche Note ist „gut“?

          Grundsätzlich gilt:

          • A ist die beste Qualität, dann B, dann C
          • Weniger Fragmentierung, symmetrische Zellen, gute Expansion = besseres Grading

          Aber: Selbst Embryonen mit B- oder C-Noten können sich zu gesunden Babys entwickeln! Grading ist ein Werkzeug, kein Urteil.


          Was beeinflusst das Grading?

          Es gibt viele Faktoren, die das Embryo-Grading beeinflussen können:

          FaktorEinfluss
          Alter der FrauMit zunehmendem Alter sinkt die Eizellqualität
          SamenqualitätBeeinflusst frühe Zellteilungen
          StimulationEine zu starke oder zu schwache hormonelle Stimulation kann Qualität beeinflussen
          LaborbedingungenTemperatur, Licht, Nährlösung spielen eine Rolle
          Zeitraffertechnologie (Time-Lapse)Liefert zusätzliche Infos über die Dynamik der Entwicklung

          Was passiert mit Embryonen, die ein „schlechtes“ Grading haben?

          Nicht jedes Embryo mit einem „C“ wird automatisch ausgeschlossen. Oft werden diese:

          • weiter kultiviert (manche holen auf!)
          • kryokonserviert (eingefroren für später)
          • genetisch getestet (z. B. mit PGT-A bei älteren Patientinnen)

          Manche Zentren bieten auch eine priorisierte Reihenfolge an, in der Embryonen bei späteren Transfers verwendet werden.


          Grenzen des Embryo-Gradings

          Trotz aller Technik ist Grading keine Garantie für Erfolg. Es ist ein Hilfsmittel zur Orientierung – aber:

          • Es sagt nichts über den genetischen Aufbau des Embryos aus
          • Es ist teilweise subjektiv (je nach Erfahrung der Embryologin)
          • Selbst perfekte Embryonen (z. B. 5AA) können scheitern

          Deshalb wird das Grading häufig mit anderen Informationen kombiniert, z. B. Alter, Hormonwerte, Vorgeschichte oder genetischen Tests.


          Was bedeutet das alles für mich als Kinderwunschpaar?

          Wenn du in einer Kinderwunschbehandlung steckst, kann das Thema Embryo-Grading verunsichern. Aber du darfst wissen:

          ✅ Grading hilft den Ärzt:innen, die bestmögliche Entscheidung für deinen individuellen Fall zu treffen
          ✅ Auch Embryonen mit weniger guter Bewertung haben reale Chancen
          ✅ Die Auswahl erfolgt nicht willkürlich, sondern nach sorgfältiger Abwägung

          Sprich offen mit deiner Klinik über:

          • Das Grading deiner Embryonen
          • Welche Embryonen eingefroren oder verwendet werden
          • Ob Time-Lapse oder genetische Testungen sinnvoll wären

          🧾 Fazit

          Das Embryo-Grading ist ein zentrales Werkzeug der Reproduktionsmedizin. Es gibt den Fachleuten eine strukturierte Grundlage, um die Embryonen mit den besten Chancen auszuwählen – für euch als Paar, das sich ein Kind wünscht.

          Aber es ist kein Orakel. Jeder Embryo trägt eine Geschichte in sich. Und manchmal entstehen aus scheinbar weniger perfekten Zellen die perfektesten kleinen Wunder.

          Dr. Peet, 09.06.2025

          Endometriose bei Kinderwunsch-Wann sollte operiert werden?

          gefunden in „Gynäkologische Endokrinologie Mai 2025

          Wann sollte eine Endometriose operiert werden?

          Der Artikel „Endometriose und Kinderwunsch – wann ist eine Operation angezeigt?“ in der Gynäkologischen Endokrinologie, Band 23, Heft 2, Mai 2025, bietet eine umfassende Analyse der Indikationen für operative Eingriffe bei Endometriose-Patientinnen mit Kinderwunsch. Er basiert auf aktuellen Leitlinien, insbesondere der ESHRE (2022), und berücksichtigt neueste wissenschaftliche Erkenntnisse.idw-online.de+2SpringerLink+2Rosenfluh Publikationen AG+2


          🔍 Hintergrund

          Endometriose ist eine der Hauptursachen für weibliche Subfertilität. Die Erkrankung kann die Fruchtbarkeit durch mechanische Faktoren wie Verwachsungen und Zysten sowie durch biochemische Einflüsse auf die Eizellqualität und die Einnistung beeinträchtigen .SpringerLinkde.wikipedia.org+2usz.ch+2Standard portal+2


          🩺 Indikationen für eine Operation

          Die Entscheidung für einen operativen Eingriff sollte individuell und sorgfältig abgewogen werden. Eine Operation kann in folgenden Fällen sinnvoll sein:

          • Große Endometriome (>4 cm): Die Entfernung kann die Spontanschwangerschaftsrate erhöhen, birgt jedoch das Risiko einer reduzierten ovariellen Reserve .usz.ch
          • Tief infiltrierende Endometriose: Bei Symptomen wie Schmerzen oder Beeinträchtigung benachbarter Organe kann eine Operation erwogen werden.
          • Vorbereitung auf ART: In bestimmten Fällen kann eine Operation vor einer assistierten Reproduktionstherapie (ART) die Erfolgschancen verbessern.SpringerLink

          Es ist jedoch zu beachten, dass wiederholte chirurgische Eingriffe das Risiko für Organverlust und zusätzliche Schmerzen erhöhen können .de.wikipedia.org


          🧬 Rolle der assistierten Reproduktion (ART)

          ART, einschließlich In-vitro-Fertilisation (IVF), stellt eine effektive Behandlungsoption für Endometriose-Patientinnen mit Kinderwunsch dar. Die Entscheidung für ART sollte insbesondere in Betracht gezogen werden, wenn:barmherzige-hedwig.de+1SpringerLink+1

          Eine präoperative hormonelle Downregulation mit GnRH-Analoga vor IVF zeigt keinen klaren Vorteil hinsichtlich der Lebendgeburtenrate .Rosenfluh Publikationen AG+1Standard portal+1


          ❄️ Fertilitätsprotektion

          Bei jungen Patientinnen mit Endometriose und Kinderwunsch sollte frühzeitig über die Möglichkeit der Kryokonservierung von Eizellen informiert werden, insbesondere wenn:SpringerLink+4Rosenfluh Publikationen AG+4SpringerLink+4

          Das Einfrieren von Eizellen vor der Operation kann die Chancen auf eine spätere Schwangerschaft erhöhen .usz.ch


          🤝 Interdisziplinäre Betreuung

          Eine enge Zusammenarbeit zwischen Gynäkologen, Reproduktionsmedizinern und Endometriose-Spezialisten ist entscheidend für den Therapieerfolg. Die individuelle Situation der Patientin, einschließlich Alter, Schweregrad der Endometriose und bisheriger Behandlungen, sollte bei der Therapieplanung berücksichtigt werden .usz.ch


          📌 Fazit

          Die operative Behandlung der Endometriose bei Kinderwunschpatientinnen sollte individuell und unter Berücksichtigung der aktuellen Leitlinien erfolgen. Während in bestimmten Fällen eine Operation die Fruchtbarkeit verbessern kann, stellt die assistierte Reproduktion oft eine effektive Alternative dar. Frühzeitige Beratung und gegebenenfalls Fertilitätsprotektion sind essenziell für die optimale Betreuung betroffener Patientinnen.barmherzige-hedwig.deSpringerLink

           

          OHSS-Das Überstimulationssyndrom

          Was ist das OHSS?

          Das Ovarielle Hyperstimulationssyndrom (OHSS) ist eine ernsthafte und potenziell gefährliche Komplikation bei IVF- (In-vitro-Fertilisation) und ICSI- (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion)-Behandlungen. Es steht in engem Zusammenhang mit der Hormonstimulation, die zur Eizellreifung eingesetzt wird.

           OHSS ist eine übermäßige Reaktion der Eierstöcke auf hormonelle Stimulationspräparate, meist Gonadotropine (z. B. FSH). Es kommt zur:

          • Vergrößerung der Eierstöcke
          • Flüssigkeitsverschiebung in den Bauchraum (Aszites), manchmal auch in Brusthöhlen
          • Blutkonzentration und erhöhter Gerinnungsneigung
          • In schweren Fällen: Nierenversagen, Thrombosen, Atemnot

          ⚠️ Warum ist OHSS relevant bei IVF/ICSI?

          1. Zwangsläufiges Risiko durch Hormonstimulation:
            • Die ovarielle Stimulation ist notwendig, um mehrere Eizellen zu gewinnen.
            • Dabei besteht immer ein Risiko für OHSS, besonders bei übermäßiger Reaktion.
          2. Gefährdung der Patientinnengesundheit:
            • OHSS kann zu Krankenhausaufenthalten, Thrombosen und in sehr seltenen Fällen zum Tod führen.
            • Die Lebensqualität kann stark beeinträchtigt werden.
          3. Beeinträchtigung des IVF-/ICSI-Verlaufs:
            • Embryotransfer kann verschoben werden (Freeze-all-Strategie), um OHSS zu vermeiden oder zu behandeln.
            • In schweren Fällen muss der gesamte Zyklus abgebrochen werden.
          4. Ethik und Verantwortung in der Reproduktionsmedizin:
            • Ärzt*innen stehen in der Verantwortung, das OHSS-Risiko zu erkennen und zu minimieren.
            • Eine informierte Einwilligung der Patientin muss auch die Risiken von OHSS umfassen.

          🧬 Wer ist besonders gefährdet?

          • Junge Frauen (<30 Jahre)
          • Frauen mit Polyzystischem Ovarsyndrom (PCOS)
          • Frauen mit hohem Anti-Müller-Hormon (AMH)
          • Frühere OHSS-Episoden
          • Hohe Follikelanzahl und hohe Östradiolspiegel während Stimulation

          In der aktuellen Ausgabe des Human Fertility, dem wissenschaftlichem Fachblatt der BFS ( British Fertility Society) wurde eine Richtlinie für den Umgang mit diesem Thema veröffentlicht.

          Ziel der Richtlinie

          Die BFS-Richtlinie zielt darauf ab, Ärztinnen und Ärzten evidenzbasierte Empfehlungen zur Prävention von OHSS bei Patientinnen zu geben, die sich einer ovarialen Stimulation mit Gonadotropinen im Rahmen assistierter Reproduktionstechnologien (ART) unterziehen. Durch frühzeitige Identifikation von Risikofaktoren und Anwendung präventiver Maßnahmen soll die Inzidenz und Schwere von OHSS reduziert werden.


          Methodik

          Eine systematische Literaturrecherche in medizinischen Datenbanken wie MEDLINE, EMBASE und Cochrane Library wurde durchgeführt. Die Guideline Development Group (GDG) bewertete die Evidenz hinsichtlich Risikofaktoren, Stimulationsprotokollen, Monitoringmethoden und präventiven Strategien. Empfehlungen wurden unter Berücksichtigung von Wirksamkeit, Kosten und praktischer Umsetzbarkeit entwickelt

          Risikofaktoren für OHSS

          Vor der Stimulation:

          • Junges Alter (unter 30 Jahre)
          • Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS)
          • Hohe Anti-Müller-Hormon (AMH)-Werte (>3,5 ng/mL)
          • Niedriger Body-Mass-Index (BMI)
          • Frühere Episoden von OHSS

          Während der Stimulation:

          • Hohe Anzahl reifender Follikel (>17)
          • Hohe Östradiolspiegel (>3500 pg/mL)
          • Gewinnung von mehr als 15 Eizellen

          Präventionsstrategien

          1. Wahl des Stimulationsprotokolls

          • GnRH-Antagonisten-Protokolle: Empfohlen für Hochrisikopatientinnen, da sie das OHSS-Risiko signifikant senken.
          • GnRH-Agonisten als Auslöser (Trigger): Reduzieren das Risiko von OHSS im Vergleich zu hCG-Auslösern.

          2. Medikamentöse Maßnahmen

          • Metformin: Einsatz bei PCOS-Patientinnen kann das OHSS-Risiko verringern.
          • Cabergolin: Ein Dopaminagonist, der die Gefäßpermeabilität reduziert und somit OHSS vorbeugt.

          3. Anpassung der Stimulationsintensität

          • Milde Stimulationsprotokolle: Verwendung niedrigerer Gonadotropindosen (≤150 IU/Tag) zur Reduktion des OHSS-Risikos.
          • „Coasting“: Vorübergehendes Aussetzen der Gonadotropingabe bei hohen Östradiolwerten, um das Risiko zu minimieren.

          4. Embryotransfer-Strategien

          • „Freeze-all“-Ansatz: Kryokonservierung aller Embryonen mit späterem Transfer, um das Risiko von OHSS zu verringern.

          Monitoring und Nachsorge

          • Regelmäßige Ultraschalluntersuchungen zur Überwachung der Follikelentwicklung.
          • Serum-Östradiolmessungen zur Einschätzung des OHSS-Risikos.
          • Engmaschige klinische Überwachung bei Hochrisikopatientinnen, insbesondere nach Auslösen des Eisprungs.

          Empfehlungen für die klinische Praxis

          • Individuelle Risikoabschätzung: Berücksichtigung patientenspezifischer Faktoren vor Beginn der Stimulation.
          • Anpassung des Stimulationsprotokolls: Wahl des Protokolls basierend auf dem individuellen Risikoprofil.
          • Aufklärung der Patientinnen: Information über Symptome von OHSS und die Bedeutung der frühzeitigen Erkennung.

          Dr. Peet, 23.05.2025

          NC-IVF ( IVF/ ICSI im natürlichen Zyklus)

          Aus Fertility and Sterility, August 2016

          Immer wieder besteht Erklärungsbedarf, warum die Durchführung einer IVF/ICSI im natürlichen Zyklus (NC-IVF) meist nicht sinnvoll ist. Der Wunsch, die Behandlung „so natürlich wie möglich“ zu gestalten, ist grundsätzlich nachvollziehbar – ebenso wie die Sorge vor einer Hormontherapie, auch wenn diese in eigentlich unbegründet ist. Es stimmt, dass durch eine IVF im natürlichen Zyklus das Risiko einer seltenen, aber potenziell schweren Komplikation wie dem ovariellen Hyperstimulationssyndrom (OHSS) nicht besteht. Auch entfallen bei dieser Vorgehensweise weitgehend die Kosten für Medikamente. Dennoch sind die Erfolgsaussichten dieser Methode – insbesondere im Hinblick auf die Schwangerschaftsrate – deutlich geringer als bei einem stimulierten Zyklus, was im ärztlichen Beratungsgespräch offen angesprochen werden sollte.

          Zusammenfassung des Artikels „Age, independent from ovarian reserve status, is the main prognostic factor in natural cycle in vitro fertilization“ von González-Foruria et al., veröffentlicht in Fertility and Sterility, Band 106, Ausgabe 2, Seiten 342–347.e2, August 2016.


          🧪 Studienziel

          Ziel der Studie war es, die Ergebnisse von IVF im natürlichen Zyklus (NC-IVF) in Bezug auf das Alter der Patientinnen, den Status der ovariellen Reserve (gemäß den Bologna-Kriterien), die Ursache der Unfruchtbarkeit zu analysieren.


          🧬 Studiendesign und -population

          • Design: Retrospektive Kohortenstudie
          • Ort: Universitätsklinikum in Barcelona, Spanien
          • Zeitraum: Januar 2010 bis Dezember 2014
          • Teilnehmerinnen: 320 Patientinnen mit insgesamt 947 NC-IVF-Zyklen
          • Einschlusskriterien: Regelmäßige Menstruationszyklen (24–36 Tage)
          • Stratifizierung:
            • Alter: ≤35 Jahre, 36–39 Jahre, ≥40 Jahre
            • Ovarielle Reserve: Gemäß Bologna-Kriterien
            • Ursache der Unfruchtbarkeit: männlicher Faktor, tubal, Endometriose, ungeklärt, andere

          📈 Hauptbefunde

          Einfluss des Alters

          • Schwangerschaftsraten pro Zyklus:
            • ≤35 Jahre: 11,4%
            • 36–39 Jahre: 11,6%
            • ≥40 Jahre: 5,9%
          • Fehlgeburtsraten:
            • ≤35 Jahre: 7,7%
            • 36–39 Jahre: 34,4%
            • ≥40 Jahre: 50%
          • Andauernde Schwangerschaftsraten (≥12 Wochen):
            • ≤35 Jahre: 10,6%
            • 36–39 Jahre: 7,6%
            • ≥40 Jahre: 3,0%

          Die multivariate logistische Regressionsanalyse identifizierte das Alter der Patientin als einzigen signifikanten Prädiktor für eine Schwangerschaft in NC-IVF-Zyklen (Odds Ratio: 0,93; 95% Konfidenzintervall: 0,88–0,98).

          Einfluss der ovariellen Reserve

          • Kein signifikanter Unterschied in den Schwangerschafts- oder andauernden Schwangerschaftsraten zwischen Patientinnen mit niedriger ovarieller Reserve (gemäß Bologna-Kriterien) und solchen mit normaler Reserve.

          Einfluss der Unfruchtbarkeitsursache

          • Keine signifikanten Unterschiede in den Schwangerschaftsraten basierend auf der Ursache der Unfruchtbarkeit.

           🧾 Schlussfolgerungen

          • Das Alter der Patientin ist der wichtigste prognostische Faktor für den Erfolg von NC-IVF, unabhängig von der ovariellen Reserve oder der Ursache der Unfruchtbarkeit.
          • NC-IVF ist eine praktikable und patientenfreundliche Option für jüngere Frauen, insbesondere für diejenigen mit niedriger ovarieller Reserve oder für solche, die eine hormonelle Stimulation vermeiden möchten.
          • Bei Frauen ab 40 Jahren sind die Erfolgsaussichten von NC-IVF deutlich geringer, was alternative Behandlungsoptionen wie konventionelle Stimulation oder Eizellspende nahelegt.

          Dr.Peet, 12.05.2025

          Einfluß des BMI (Body Mass Index) auf die Schwangerschaftsrate

          Der Artikel „Effect of female body mass index on intrauterine insemination outcomes: a systematic review and meta-analysis“ von Kim et al. (2023) untersucht den Einfluss des weiblichen Body-Mass-Index (BMI) auf die Ergebnisse der intrauterinen Insemination (IUI). Die Autoren führten eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse durch, um herauszufinden, ob ein erhöhter BMI die Erfolgsraten von IUI beeinflusst.

          Hintergrund

          Mit der zunehmenden Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bei Frauen im gebärfähigen Alter stellt sich die Frage, wie sich ein erhöhter BMI auf die Erfolgsraten von assistierten Reproduktionstechniken wie der IUI auswirkt. Frühere Studien lieferten hierzu widersprüchliche Ergebnisse.

          Methodik

          Die Metaanalyse umfasste 11 Studien mit insgesamt 23.145 IUI-Behandlungen. Die Teilnehmerinnen wurden in zwei Gruppen eingeteilt: Frauen mit normalem BMI (<25 kg/m²) und Frauen mit erhöhtem BMI (≥25 kg/m²). Die Hauptzielgrößen waren:

          • Lebendgeburtenrate (LBR)
          • Klinische Schwangerschaftsrate (CPR)
          • Fehlgeburtenrate
          • Eileiterschwangerschaftsrate

          Ergebnisse

          Die Analyse ergab keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den beiden BMI-Gruppen in Bezug auf:

          • Lebendgeburtenrate: RR 1,06 (95 % KI: 0,86–1,31)
          • Klinische Schwangerschaftsrate: RR 0,94 (95 % KI: 0,78–1,13)
          • Fehlgeburtenrate: RR 0,92 (95 % KI: 0,31–2,74)
          • Eileiterschwangerschaftsrate: RR 2,20 (95 % KI: 0,78–6,23)

          Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein erhöhter BMI keinen signifikanten Einfluss auf die Erfolgsraten von IUI hat.

          Schlussfolgerungen

          Die Studie kommt zu dem Schluss, dass ein erhöhter weiblicher BMI die Ergebnisse der IUI-Behandlung nicht signifikant beeinflusst. Dennoch wird empfohlen, Frauen mit erhöhtem BMI eine Gewichtsreduktion zu empfehlen, um mögliche geburtshilfliche Komplikationen zu minimieren.

          Dr. Peet, 8.5.2025 (aus Human Fertility 1-2024)

          Myo-Inositol eine Art „Superfood“!?!?

          aus Human Fertility 2023

          Der Artikel „The role of myo-inositol supplement in assisted reproductive techniques“ von Zahra Bashiri, Nadia Sheibak, Fatemehsadat Amjadi und Zahra Zandieh untersucht die Rolle von Myo-Inositol (MI) in der assistierten Reproduktion. MI ist ein natürlich vorkommendes Molekül, das eine Schlüsselrolle in der Reproduktionsphysiologie spielt. Es ist an der Zellmembranbildung, Lipidsynthese, Zellproliferation, Herzregulation, Stoffwechselveränderungen und Fruchtbarkeit beteiligt. Darüber hinaus wirkt MI als direkter Botenstoff von Insulin und verbessert die Glukoseaufnahme in verschiedenen reproduktiven Geweben. Es reguliert Prozesse wie die Reifung von Gameten, die Befruchtung und das Embryowachstum durch intrazelluläre Ca²⁺-Freisetzung und verschiedene Signalwege. MI wird nicht nur in vivo aus Glukose in den Fortpflanzungsorganen produziert, sondern auch in vitro von kultivierten Spermien und Follikeln synthetisiert. Daher wird MI als therapeutischer Ansatz vorgeschlagen, um die Gesundheit von Spermien und Eizellen bei Männern und Frauen mit reproduktiven Störungen sowie bei Personen im fortpflanzungsfähigen Alter zu erhalten. PubMed

          Wirkmechanismen von Myo-Inositol:

          MI fungiert als sekundärer Botenstoff in verschiedenen hormonellen Signalwegen, insbesondere im Insulin- und Follikelstimulierenden Hormon (FSH)-Signalweg. Es beeinflusst die intrazelluläre Kalziumfreisetzung, was entscheidend für die Reifung von Eizellen und die Spermienfunktion ist. Darüber hinaus trägt MI zur Verbesserung der metabolischen Umgebung in den Fortpflanzungsorganen bei, indem es die Glukoseaufnahme und den Lipidstoffwechsel reguliert.

          Anwendung in der assistierten Reproduktion:

          Studien haben gezeigt, dass die Supplementierung mit MI positive Auswirkungen auf die assistierte Reproduktion hat:

          • Bei Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS): MI verbessert die ovariellen Funktionen, erhöht die Anzahl und Qualität der Eizellen und steigert die Befruchtungsrate.PubMed+5MDPI+5PMC+5
          • Bei Männern mit Fruchtbarkeitsstörungen: MI verbessert die Spermienqualität, einschließlich Motilität und Morphologie, und reduziert die DNA-Fragmentierung.PubMed+1PubMed+1
          • In IVF/ICSI-Zyklen: MI erhöht die Anzahl der gewonnenen Eizellen, verbessert die Embryoqualität und steigert die klinischen Schwangerschafts- und Lebendgeburtenraten.

          Fazit:

          Myo-Inositol stellt einen vielversprechenden therapeutischen Ansatz in der assistierten Reproduktion dar, sowohl bei männlicher als auch weiblicher Unfruchtbarkeit. Durch seine vielfältigen Wirkmechanismen kann MI die Qualität von Gameten und Embryonen verbessern und somit die Erfolgsraten von ART-Verfahren erhöhen.PubMed+4PMC+4PubMed+4

          In Deutschland sind zahlreiche Myo-Inositol-Präparate erhältlich, die sich in Form, Dosierung und Zusatzstoffen unterscheiden. Ob als Pulver für flexible Dosierung oder als Kapseln für einfache Einnahme – für unterschiedliche Bedürfnisse gibt es passende Produkte. Bei spezifischen gesundheitlichen Anliegen, wie PCOS oder Kinderwunsch, kann die Kombination von Myo-Inositol mit D-Chiro-Inositol sinnvoll sein. Es empfiehlt sich, vor der Einnahme Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin zu halten, um das geeignete Präparat und die richtige Dosierung zu bestimmen.

          💊 Myo-Inositol-Präparate in Deutschland

          Clavella, Ovaria comp,Inositol+Fols. ,V. Fairvital, Fertilovit F PCOS, Myo-Inositol Pulver v. Vegavero, Myo-Inositol 2000 von NatuGena, Myo-Inositol 500 on Sunday Natural…

          Dr. Peet, 7.5.2025