Tabak und Cannabis setzt den Spermien zu

aus Human Fertility 2021

Tabak und Cannabis: Die unsichtbaren Feinde der männlichen Fruchtbarkeit

Die Auswirkungen von Tabak und Cannabis auf die Spermienqualität und Hormonwerte rücken zunehmend in den Fokus, besonders für Männer mit eingeschränkter Fruchtbarkeit und einem Kinderwunsch. Verschiedene Studien unterstreichen die ernsthaften Konsequenzen dieser Substanzen auf die reproduktive Gesundheit und heben hervor, warum ein gesunder Lebensstil entscheidend für die männliche Fortpflanzungsfähigkeit ist.

Tabakkonsum und Spermienqualität: Ein riskanter Lebensstil

Das Rauchen von Tabak hat erwiesenermaßen erhebliche negative Effekte auf die Spermienqualität:

  • Spermienzahl: Raucher weisen oft eine deutlich geringere Spermienanzahl im Vergleich zu Nichtrauchern auf.
  • Motilität: Die Beweglichkeit der Spermien ist stark beeinträchtigt, was die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Befruchtung reduziert.
  • Morphologie: Raucher haben einen höheren Anteil abnormal geformter Spermien, die die Fruchtbarkeit weiter senken.

Die im Tabak enthaltenen Giftstoffe, die oxidativen Stress und Entzündungen auslösen, sind eine der Hauptursachen für die Schädigung der Zellen, die für die Spermienbildung verantwortlich sind. Zusätzlich erhöht sich bei rauchenden Männern das Risiko von DNA-Fragmentierungen in den Spermien, was zu genetischen Schäden führen kann. Solche Schäden beeinflussen nicht nur die Befruchtung negativ, sondern auch die Embryoentwicklung und erhöhen das Risiko für Fehlgeburten.

Cannabis und hormonelle Veränderungen

Ähnlich wie Tabak beeinträchtigt Cannabis die reproduktive Gesundheit bei Männern. Der Konsum von Cannabis kann die Produktion des Hormons Testosteron verringern, das eine entscheidende Rolle bei der Spermienproduktion spielt. Zudem wurden bei regelmäßigen Cannabisnutzern Veränderungen der Spermienmotilität und -qualität beobachtet, die die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen können.

Passivrauchen und Umweltfaktoren

Nicht nur aktive Raucher, sondern auch Männer, die regelmäßig Passivrauch ausgesetzt sind, laufen Gefahr, ihre Spermienqualität zu verschlechtern. Dies zeigt, wie wichtig ein rauchfreies Umfeld für Männer mit Kinderwunsch ist.

Ein Rauchstopp: Eine Entscheidung für die Zukunft

Es gibt Hoffnung: Studien belegen, dass ein Rauchstopp die Spermienqualität mit der Zeit verbessern kann. Durch den Verzicht auf Tabak und Cannabis steigt nicht nur die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Empfängnis, sondern auch die generelle reproduktive Gesundheit.

Fazit: Ein klarer Weg zur Verbesserung der Fruchtbarkeit

Für Männer mit Kinderwunsch ist es entscheidend, Tabak und Cannabis zu meiden, um die Chancen auf eine erfolgreiche Fortpflanzung zu erhöhen und die Gesundheit der zukünftigen Nachkommen zu fördern. Die Umstellung auf einen gesünderen Lebensstil ist ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung.

Dr. Peet 10.04.2025

Rauchen, Vaping und AMH, FSH

Aus Human Reproduction Juli 2024

Auswirkungen von Rauchen und Vaping auf die ovarielle Reserve: Was Frauen mit Kinderwunsch wissen sollten

Frauen, die sich mit dem Thema Kinderwunsch beschäftigen, stehen oft vor der Frage, wie ihre Lebensgewohnheiten die Fruchtbarkeit beeinflussen könnten. Eine aktuelle Studie beleuchtet die Auswirkungen von Rauchen und Vaping auf die ovariellen Reservemarker, insbesondere das Anti-Müller-Hormon (AMH) und das Follikel-stimulierende Hormon (FSH). Diese beiden Marker spielen eine zentrale Rolle für die reproduktive Gesundheit und die Chancen auf eine Schwangerschaft.

Negative Auswirkungen von Rauchen und Vaping auf die Fruchtbarkeit

Die Studie untersuchte 8.340 Frauen im Alter von 21 bis 45 Jahren, um die Zusammenhänge zwischen Rauchen, Vaping und der Eizellreserve zu analysieren. Dabei wurde festgestellt, dass Raucherinnen und Vaperinnen niedrigere AMH-Werte und höhere FSH-Werte aufweisen – ein deutlicher Hinweis auf eine beeinträchtigte Eierstockfunktion. Diese Effekte sind altersabhängig besonders ausgeprägt:

  • Raucherinnen: Die stärksten negativen Einflüsse wurden bei Frauen im Alter von 31 bis 35 Jahren festgestellt.
  • Vaperinnen: Frauen zwischen 36 und 40 Jahren zeigten hier die signifikantesten Veränderungen.

Risiken für Frauen mit Kinderwunsch

Frauen, die Rauchen oder Vaping praktizieren und gleichzeitig einen Kinderwunsch haben, sollten sich der möglichen Risiken bewusst sein. Sowohl Rauchen als auch Vaping können die ovariellen Reserven reduzieren, wodurch die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft sinken können. Darüber hinaus erhöhen höhere FSH-Werte das Risiko für eine frühzeitige Menopause und andere Fruchtbarkeitsprobleme.

Prävention und Bewusstsein

Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Notwendigkeit von Aufklärungskampagnen und präventiven Maßnahmen, um Frauen dabei zu helfen, ihre reproduktive Gesundheit zu schützen. Für Frauen mit Kinderwunsch ist ein gesunder Lebensstil – einschließlich des Verzichts auf Rauchen und Vaping – von entscheidender Bedeutung.

Forschung und Zukunftsausblick

Die Studie hebt auch hervor, dass weitere Langzeitstudien erforderlich sind, um die langfristigen Auswirkungen von Rauchen und Vaping auf die Fruchtbarkeit besser zu verstehen. Solche Untersuchungen könnten dazu beitragen, innovative Technologien zur Überwachung der reproduktiven Gesundheit zu entwickeln und Frauen dabei zu unterstützen, informierte Entscheidungen über ihre Gesundheit und ihren Lebensstil zu treffen.

Dr. Peet, 10.4.2025

Cola in der Schwangerschaft

aus „Human Fertility“ Januar 2025

Immer wieder fragen in der Sprechstunde Frauen, ob Kaffee- und Colakonsum bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft schädlich ist.

Hier zumindest eine Antwort für die Schwangerschaft:

Zusammenfassung der Studie

Die Studie untersuchte den Einfluss des Konsums von Cola auf unerwünschte Geburtsergebnisse bei Frauen, die durch assistierte Reproduktionstechnologie (ART) schwanger wurden, und Frauen, die auf natürliche Weise schwanger wurden (SC). An der Untersuchung nahmen 736 ART- und 1.270 SC-Frauen aus der chinesischen Nationalen Geburtskohorte in der Provinz Anhui teil.

Hauptergebnisse:

  • ART-Frauen: Der Konsum von Cola während der Schwangerschaft war mit einem erhöhten Risiko für Frühgeburten (PTB) in allen drei Trimestern verbunden (Risikoverhältnisse: 2,10; 1,65; 1,81). Der Konsum im ersten Trimester erhöhte zudem das Risiko für ein niedriges Geburtsgewicht (LBW) (Risikoverhältnis: 2,58).
  • SC-Frauen: Es konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen Cola-Konsum und PTB oder LBW festgestellt werden.
  • Allgemeine Erkenntnis: ART-Frauen hatten insgesamt ein höheres Risiko für Frühgeburten und niedriges Geburtsgewicht im Vergleich zu SC-Frauen.

Schlussfolgerung:

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Cola-Konsum während der Schwangerschaft insbesondere für Frauen, die durch ART schwanger wurden, schädlich sein kann. Daher sollten medizinische Fachkräfte diesen Frauen raten, Cola während der Schwangerschaft zu vermeiden. Weitere prospektive Studien sind erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen.

gefunden im April 2025

Dr. Peet

Was ist das sog. Wiederholte Einnistungsversagen?

veröffentlicht in RBMOnline 2024

Diagnose: wiederholtes Implantationsversagen

Zusammenfassung des Artikels:

Der Artikel untersucht die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten für wiederholtes Implantationsversagen (RIF) bei IVF-Behandlungen. Die Autoren stellen die Hypothese auf, dass RIF entweder durch spezifische Risikofaktoren oder durch statistische Zufälle aufgrund der allgemein niedrigen Erfolgsrate von IVF verursacht wird. Ein hypothetisches Modell mit 1000 Frauen, die bis zu vier IVF-Versuche durchlaufen, wurde erstellt, um die Auswirkungen eines Risikofaktors und einer zusätzlichen Behandlung zu analysieren.

Die Ergebnisse zeigen, dass die klinische Schwangerschaftsrate bei Frauen ohne zusätzliche Behandlung (Strategie A) mit jedem weiteren IVF-Versuch abnimmt. Bei Frauen, die eine zusätzliche Behandlung erhielten (Strategie B), war der Rückgang der Schwangerschaftsrate weniger stark. Dies deutet darauf hin, dass eine Behandlung den negativen Einfluss eines Risikofaktors mindern könnte.

Bei Strategie B kamen zum Einsatz: Scratching, PICSI, HCG Spülung des Uterus, PRP, Heparin.

Die Autoren vergleichen das Modell mit Literaturstudien und stellen fest, dass die erwarteten Trends in realen Studien nicht immer sichtbar sind. Dies legt nahe, dass die derzeitigen Behandlungen für RIF möglicherweise nicht so wirksam sind wie angenommen. Der Artikel schließt, dass RIF möglicherweise durch die niedrige Erfolgsrate von IVF und das zunehmende Alter der Frauen verursacht wird, was zu einer höheren Anzahl von RIF-Fällen führt. Es wird betont, dass Patienten besser über die realen Erfolgsaussichten von IVF informiert werden sollten, da Behandlungsversagen häufiger auftreten kann als dargestellt.

Peet: RIF bleibt ein umstrittenes Thema im IVF-Bereich. Derzeit scheint es keinen verfügbaren diagnostischen Test oder eine bewährte Intervention zu geben, die nachweislich die Einnistung verbessert und somit RIF verhindert. Dennoch werden vorgeschlagene Behandlungen in der klinischen Praxis angewendet, obwohl es keine belastbaren Beweise für ihren Nutzen gibt. Zusätzlich zu dieser Kontroverse gibt es auch Einschränkungen bei den aktuellen Definitionen von RIF, da sie Faktoren wie das Alter der Patientin, die Embryoqualität, die Art der Behandlung, genetische Tests und die Variabilität zwischen Laboren nicht berücksichtigen.

Peet im Februar 2025

Endometriumvorbereitung für den Kryotransfer

veröffentlicht 2024 in RBM online

Künstlicher Zyklus versus natürlichem Zyklus beim Kryozyklus

Der Artikel diskutiert verschiedene Protokolle zur Vorbereitung des Endometriums vor einem Kryoembryotransfer (FET) und deren Auswirkungen auf die Sicherheit und Bequemlichkeit/ Planbarkeit.

 Die Anzahl der FET-Zyklen nimmt weltweit zu, und verschiedene Vorbereitungsstrategien führen zu vergleichbaren Lebendgeburtenraten. Allerdings zeigen neuere Studien, dass programmierte Zyklen (PC-FET) im Vergleich zu natürlichen Zyklen (NC-FET) und modifizierten natürlichen Zyklen (mNC-FET) mit einem etwas höheren Risiko für hypertensive Schwangerschaftserkrankungen (HDP), Präeklampsie und postpartale Blutungen (PPH) verbunden sind. Trotz dieser Risiken wird PC-FET häufig bei ovulatorischen Frauen angewendet, hauptsächlich aus Gründen der guten Planbarkeit für Klinik und Patientinnen.

Die Autoren empfehlen aufgrund der vorhandenen Evidenz aus großen Beobachtungsstudien und systematischen Reviews eine Endometriums-Vorbereitungsstrategie, die das Corpus luteum erhält oder stimuliert, um das Risiko von HDP und Präeklampsie nach FET-Zyklen zu minimieren. Randomisierte kontrollierte Studien (RCT) werden als problematisch angesehen, da sie große Stichproben erfordern und ethische Bedenken aufwerfen könnten. Die Autoren betonen, dass NC-FET die bevorzugte Behandlung für ovulatorische Frauen sein sollte, um das Risiko von geburtshilflichen Komplikationen zu verringern.

Peet: Gerade bei Behandlungen im Ausland, gewinnt man durch die Anwendung des künstlichen Zyklus (im Artikel programmierter Zyklus genannt) ein hohes Maß an Planbarkeit, welches beim natürlichen Zyklus weniger möglich ist. Eine Mittelstellung nimmt der im Artikel genannte modifizierte natürliche Zyklus (keine Stimulation, aber Auslösung des Eisprunges z.B. mit Ovitrelle) ein. Nachteil ist, dass die Planbarkeit geringer ist als im künstlichen Zyklus und engmaschigere Kontrolle im Heimatland erforderlich macht.

Peet im Februar 2025

Wiederholtes Einnistungsversagen (RIF)

veröffentlicht 2022 in Human Fertility

Untersuchungen bei Wiederholtem Einnistungsversagen-RIF ( Repeated Implantation Failure)

Der Artikel „Management of recurrent implantation failure: British Fertility Society policy and practice guideline“ von Mariano Mascarenhas et al. ​ befasst sich mit der wiederholten Implantationsstörung (RIF), definiert als das Ausbleiben eines positiven Schwangerschaftstests nach drei aufeinanderfolgenden Transfers von qualitativ hochwertigen Embryonen. ​ Der Artikel analysiert die Evidenz für verschiedene Untersuchungen und Therapien, die bei RIF eingesetzt werden, und gibt Empfehlungen für die klinische Praxis und zukünftige Forschung. ​

Die Autoren untersuchen Faktoren wie Spermien- und Eizellqualität, uterine und adnexale Faktoren, immunologische Faktoren, Thrombophilie, endokrine Bedingungen und genetische Faktoren. ​ Sie bewerten die Evidenz für verschiedene diagnostische und therapeutische Ansätze und klassifizieren diese nach einem Ampelsystem: Rot (keine Evidenz), Gelb (weitere Daten erforderlich) und Grün (starke Evidenz).

Wichtige Empfehlungen umfassen:

  • Keine routinemäßige Anwendung von Hysteroskopie oder Endometrial Receptivity Array (ERA) ohne spezifische Indikation.
  • Keine Evidenz für die Verwendung von Spermien-DNA-Fragmentationstests, Antioxidantien oder speziellen Spermienselektionstechniken bei RIF.
  • Untersuchung der UNK Zellen wird derzeit, wegen mangelnder Evidenz, nicht empfohlen.
  • Karyotyp: kein Nachweis der Nützlichkeit außer in Paaren mit wiederholten Fehlgeburten.
  • Thrombophilie: die derzeitige Datenlage zeigt keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen RIF und Thrombophilie.
  • Hyperprolaktinämie, erhöhte männliche Hormone: da nur etwa 10% der Frauen mit RIF erhöhte Werte haben, scheint eine routinemäßige Testung nicht sinnvoll.
  • TSH und SD-Antikörper: eine Untersuchung dieser Parameter scheint sinnvoll. Lifestyle-Änderungen wie Raucherentwöhnung und Gewichtsoptimierung werden empfohlen. ​
  • Entfernung von Endometriumpolypen und submukösen Myomen zur Verbesserung der Implantationschancen.
  • Keine ausreichende Evidenz für die Verwendung von Heparin, Sildenafil, G-CSF (Granocyte) oder PRP (Platelet Rich Plasma) bei RIF.

Der Artikel betont die Notwendigkeit weiterer qualitativ hochwertiger Studien und die Entwicklung einer internationalen Konsensdefinition für RIF, um die Vergleichbarkeit von Studien zu verbessern und evidenzbasierte Empfehlungen in die klinische Praxis zu integrieren. ​

Zusammenfassung und Übersetzung: Peet, Februar 2025

Spermienfragmentation und Implantationsversagen

veröffentlicht 2022 in Human Fertility

Hat die Spermienfragmentation einen Einfluß auf die Implantation?

Hat die Spermienfragmentation Einfluss auf die Implantation?

Diese Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Spermien-DNA-Schäden und dem Risiko von Embryonenaneuploidie (von der Norm abweichende Chromosomenzahl) bei Patienten mit wiederholtem Implantationsversagen (RIF). Besonders bei Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch, die mittels intrazytoplasmatischer Spermieninjektion (ICSI) behandelt werden, könnte dies eine Rolle spielen.

Es wurden 42 Paare mit RIF ausgewählt und in zwei Gruppen eingeteilt: eine mit hohem DNA-Fragmentationsindex (DFI > 20%) und eine mit niedrigem DFI (< 20%). Die Ergebnisse zeigten, dass die Gruppe mit hohem DFI eine signifikant höhere Anzahl an aneuploiden Embryonen aufwies. Die Poisson-Regression ergab, dass das Risiko für aneuploide Embryonen in der Gruppe mit hohem DFI um 55% höher war als in der Gruppe mit niedrigem DFI. Chromosomenanalysen zeigten eine erhöhte Aneuploidie in den Chromosomen 16 und 20 in der Gruppe mit hohem DFI. Die Studie betont die Bedeutung der Spermien-DNA-Qualität für die Embryonenentwicklung und schlägt vor, dass Paare mit hohem DFI von einer Embryonenauswahl mittels komparativer genomischer Hybridisierung (CGH-Array) profitieren könnten.

Fazit: Die Erfolgsaussichten einer Schwangerschaft durch intrauterine Insemination (IUI) sind bei einer TMSC von ≥9 × 10⁶ am besten und nehmen darunter schrittweise ab. Schwangerschaften traten, wenn auch selten, sogar bei einer TMSC von <0,25 × 10⁶ auf. Da der Rückgang der Schwangerschaftsraten kontinuierlich erfolgt, gibt es keinen starren Schwellenwert, ab dem eine IUI empfohlen oder ausgeschlossen werden sollte. Stattdessen können diese quantitativen Erkenntnisse für eine personalisierte Beratung im Kinderwunschzentrum und eine optimierte klinische Entscheidungsfindung genutzt werden.

Empfehlung: Bei Paaren mit wiederholtem Einnistungsversagen ist es ratsam, den DNA-Fragmentationsindex (DFI) der Spermien bestimmen zu lassen. In bestimmten Fällen kann auch eine Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) zur weiterführenden Diagnostik sinnvoll sein, um chromosomale Auffälligkeiten frühzeitig zu erkennen.

Dr.Peet, Januar 2025

Spermiogramm nach WHO oder TMSC?

veröffentlicht in Fertility and Sterility Juni 2021

Übersetzung und Zusammenfassung:

Ergebnisse der Inseminationszyklen im Kinderwunschkontext

Ergebnisse: Insgesamt wurden 92.471 Inseminationszyklen analysiert, um den Zusammenhang zwischen der postgewaschenen Gesamtzahl beweglicher Spermien (TMSC) und der klinischen Schwangerschaftsrate zu untersuchen. Die Schwangerschaftschancen waren am höchsten bei einer TMSC von ≥9 × 10⁶ und nahmen mit sinkender TMSC kontinuierlich ab.

Für die angepasste GEE-Analyse standen vollständige Daten aus 62.758 Kinderwunsch-Zyklen zur Verfügung. Die Analyse von Zyklen mit einer TMSC von ≥9 × 10⁶ (n = 46.557) ergab, dass in diesem Bereich kein signifikanter Zusammenhang mit der Schwangerschaftsrate bestand. Hingegen zeigte sich TMSC als entscheidender Faktor für den Eintritt einer Schwangerschaft (Wald χ² = 39,85) bei Zyklen mit einer TMSC von <9 × 10⁶ (n = 16.201), wobei ein statistisch signifikanter Rückgang der Schwangerschaftsraten festgestellt wurde.

Fazit: Die Erfolgsaussichten einer Schwangerschaft durch intrauterine Insemination (IUI) sind bei einer TMSC von ≥9 × 10⁶ am besten und nehmen darunter schrittweise ab. Schwangerschaften traten, wenn auch selten, sogar bei einer TMSC von <0,25 × 10⁶ auf. Da der Rückgang der Schwangerschaftsraten kontinuierlich erfolgt, gibt es keinen starren Schwellenwert, ab dem eine IUI empfohlen oder ausgeschlossen werden sollte. Stattdessen können diese quantitativen Erkenntnisse für eine personalisierte Beratung im Kinderwunschzentrum und eine optimierte klinische Entscheidungsfindung genutzt werden.

 Die Bewertung des TMSC (Total Motile Sperm Count) scheint sinnvoller zu sein.

Dr. Peet, Februar 2025

Hormonstimulation und Eizellqualität

Ein schon 4 Jahre alter Artikel zum Thema: Verursacht hoch dosierte Hormonstimulation zwar mehr Eizellen aber dann von schlechterer Qualität?

Gelesen in: Human Reproduction 2020;35:1082-9 Autor Irani M. et al

Hormonstimulation und Anteil „guter“ Eizellen

Immer wieder wird vermutet, dass durch eine hoch dosierte Stimulation in der IVF weniger „gute“ Eizellen entstehen.

Der Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen Hormondosierung, Dauer der Stimulation und Anteil euploider Eizellen gibt wurde in einer großen retrograden Studie untersucht. Euploide Eizellen sind solche, die einen regelrechten Chromosomensatz enthalten. Eizellen, die keinen normalen Chromosomensatz enthalten, nennt man aneuploid. Werden diese befruchtet und übertragen kommt es häufig gar nicht erst zur Schwangerschaft oder es resultieren eine Fehlgeburt bzw. schlimmstenfalls ein Embryo mit Fehlbildungen.

Da die Eizellqualität stark vom Alter der Frau abhängt, wurde auch hier bei der Studie unterteilt.

Ergebnis: Weder die insgesamt angewendete Stimulationsdosis, noch die Dauer, der Östrogenspiegel oder die Eibläschengröße bei Auslösung führten zu statistisch signifikanten prozentualen Unterschieden zwischen euploiden (normalen) und aneuploiden (nicht entwicklungsfähigen) Eizellen.

Hervorzuheben  ist die extrem niedrige Menge an „guten“ Eizellen in der Altersgruppe > 42 Jahre. Sie lag nur bei zwischen 5 und 9%!

Die gewonnene Eizellzahl spielte ebenfalls keine Rolle: Bei < 10 Eizellen lag sie genau wie bei den Frauen, bei denen > 20 Eizellen gewonnen wurden um 7%.

Das „weniger-mehr“ bei der hormonellen Stimulation bedeutet, scheint also nicht zuzutreffen.

Somit ist dieses Argument für keine- oder nur eine „supergeringe“ Stimulation bei IVF/ ICSI nicht berechtigt.

Dr. Peet Januar 2025

Schilddrüsenunterfunktion und Fruchtbarkeit

Schilddrüsenunterfunktion und Fruchtbarkeit, veröffentlicht Fertility and Sterility 2024

Zusammenfassung der ASRM-Guideline (Leitlinie der Amerikanischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin) zur subklinischen Hypothyreose bei unfruchtbaren Frauen (2024)

Die American Society for Reproductive Medicine (ASRM) bewertet in ihrer aktuellen Leitlinie die Auswirkungen und Behandlung der subklinischen Hypothyreose (SCH) auf die Fruchtbarkeit, Schwangerschaftsverläufe und die kindliche Entwicklung. Diese Erkenntnisse sind besonders für Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch von Bedeutung, da eine optimale Schilddrüsenfunktion die Erfolgschancen in einer Kinderwunschklinik oder bei einer künstlichen Befruchtung beeinflussen kann.

Definition und Häufigkeit

SCH wird durch einen erhöhten Thyroid-stimulierenden Hormonspiegel (TSH >4,5–5,0 mIU/L) bei normalem freien Thyroxin (FT4) definiert. Die Prävalenz bei Frauen im reproduktiven Alter liegt zwischen 4 % und 8 %.

SCH und Fruchtbarkeit

Die Leitlinie zeigt keine eindeutige Verbindung zwischen SCH und Unfruchtbarkeit auf. Einige Studien deuten darauf hin, dass SCH häufiger bei Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch vorkommt, aber es gibt keine starken Beweise dafür, dass SCH die Fruchtbarkeit direkt beeinträchtigt. Dennoch könnte eine hormonelle Regulation, etwa durch eine gezielte Hormonbehandlung, in bestimmten Fällen hilfreich sein.

SCH und Schwangerschaftsverlauf

Es gibt widersprüchliche Studienergebnisse dazu, ob SCH mit einem erhöhten Risiko für Fehlgeburten, Frühgeburten oder anderen Komplikationen verbunden ist. Hochwertige Studien zeigen jedoch keine signifikanten negativen Effekte von SCH auf den Schwangerschaftsverlauf.

Behandlung mit Levothyroxin

Die Einnahme von Levothyroxin zur Behandlung von SCH bei unfruchtbaren Frauen oder während der Schwangerschaft zeigte keine eindeutigen Vorteile hinsichtlich Fehlgeburtsrate, Lebendgeburtenrate oder Schwangerschaftskomplikationen. Daher empfiehlt ASRM keine routinemäßige Behandlung von SCH mit Levothyroxin bei Frauen mit Kinderwunsch oder während der Schwangerschaft.

SCH und kindliche Entwicklung

Drei große randomisierte Studien ergaben, dass die Behandlung von SCH während der Schwangerschaft keinen Einfluss auf die kognitive Entwicklung des Kindes hat. Daher empfiehlt ASRM keine Therapie von SCH zur Verbesserung neurologischer Entwicklungsparameter.

Screening-Empfehlungen

Ein generelles TSH-Screening bei allen Frauen mit Kinderwunsch oder während der Schwangerschaft wird nicht empfohlen. Stattdessen soll gezielt bei Frauen mit typischen Symptomen für eine Schilddrüsenfunktionsstörung getestet werden.

Fazit

Die ASRM-Leitlinie betont, dass es keine ausreichenden Beweise für eine routinemäßige Behandlung oder ein allgemeines Screening auf SCH bei unfruchtbaren Frauen gibt. Eine Therapie mit Levothyroxin wird nur in bestimmten Fällen empfohlen, z. B. bei Symptomen einer Hypothyreose. Frauen, die eine künstliche Befruchtung oder eine Behandlung in einer Kinderwunschklinik in Erwägung ziehen, sollten ihre Schilddrüsenwerte im Rahmen einer individuellen Diagnostik prüfen lassen, insbesondere wenn eine Hormonbehandlung oder weitere Maßnahmen wie eine Inseminatiosbehandlung, IVF oder ICSI geplant sind.

Dr. Peet, März 2025

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