veröffentlicht in Human Reproduction im Dezember 2024
Zusammenfassung:
Zusätzliche Erkenntnisse zur männlichen Fruchtbarkeit:
Die prospektive Studie von Lauren A. Wise et al. untersuchte den Zusammenhang zwischen männlicher körperlicher Aktivität und Fruchtbarkeit. Analysiert wurden Daten aus zwei Vorkohortenstudien in Dänemark (2011–2023) und Nordamerika (2013–2024). Die Ergebnisse zeigten keinen konsistenten Zusammenhang zwischen moderater oder intensiver Aktivität und erhöhter Fruchtbarkeit. Allerdings könnte Radfahren mit weichem Sattel, insbesondere bei Männern mit höherem BMI, die Fruchtbarkeit verringern.
Diese Erkenntnisse sind für Männer mit Kinderwunsch von Bedeutung, insbesondere im Zusammenhang mit der Spermienaufbereitung bei einer ICSI oder künstlichen Befruchtung. Während regelmäßige Bewegung allgemein gesundheitsfördernd ist, sollten Männer mit Fruchtbarkeitsproblemen möglicherweise bestimmte Sportarten meiden.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass nicht nur medizinische und pharmakologische Maßnahmen, sondern auch der Lebensstil einen Einfluss auf die männliche Fruchtbarkeit haben kann. Eine ganzheitliche Betrachtung der Fruchtbarkeit in Zusammenarbeit mit Fachärzten kann die Erfolgschancen für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch verbessern.
Kann man mit Probiotika die Samenqualität verbessern?
Zusammenfassung:
Die Studie „Probiotic effects on sperm parameters, oxidative stress index, inflammatory factors and sex hormones in infertile men“ untersucht die Auswirkungen von Probiotika auf die Spermienqualität, oxidative Stressmarker, Entzündungsfaktoren und Geschlechtshormone bei unfruchtbaren Männern. Diese Faktoren spielen eine entscheidende Rolle in der Kinderwunschbehandlung, insbesondere bei Methoden wie der IVF (In-vitro-Fertilisation) und der ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion).
In einer randomisierten, doppelblinden, kontrollierten klinischen Studie wurden 52 Männer mit idiopathischer Oligoasthenoteratozoospermie in zwei Gruppen eingeteilt: eine Interventionsgruppe, die täglich 500 mg Probiotika einnahm, und eine Placebogruppe. Nach 10 Wochen zeigte die Interventionsgruppe signifikante Verbesserungen in der Spermienkonzentration, -motilität und -anzahl. Zudem wurde eine erhöhte antioxidative Kapazität festgestellt, während oxidative Stressmarker und Entzündungsfaktoren reduziert wurden.
Diese Ergebnisse sind besonders relevant für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch, da eine verbesserte Spermienqualität die Erfolgschancen bei einer künstlichen Befruchtung erhöhen kann. Eine optimierte Spermienaufbereitung kann für Verfahren wie die Eizellspende oder die Kryokonservierung entscheidend sein. Auch bei der Hormonbehandlung von Paaren mit Fruchtbarkeitsproblemen könnten Probiotika eine positive Rolle spielen.
Obwohl in der Studie keine signifikanten Veränderungen bei den Geschlechtshormonen festgestellt wurden, beobachteten die Forscher einen Anstieg des Testosteronspiegels sowie eine Abnahme von FSH, LH und Prolaktin. Diese hormonellen Anpassungen könnten ebenfalls zur Verbesserung der Fruchtbarkeit beitragen.
Die Studie legt nahe, dass Probiotika eine vielversprechende ergänzende Maßnahme zur Behandlung von männlicher Unfruchtbarkeit sein könnten. Vor allem in einer spezialisierten Kinderwunschklinik könnte die gezielte Anwendung von Probiotika in Kombination mit anderen Methoden wie der Follikelstimulation oder der Eizellenentnahme untersucht werden. Paare mit unerfülltem Kinderwunsch sollten mit ihrem behandelnden Arzt besprechen, ob die Einnahme von Probiotika für sie eine sinnvolle Ergänzung sein könnte.
veröffentlicht in Fertility and Sterility im März 2025
Hormonbehandlung bei DOR: Neue Erkenntnisse für die Kinderwunschklinik
Die vorzeitige Ovarialinsuffizienz (Diminished Ovarian Reserve, DOR) stellt eine erhebliche Herausforderung in der assistierten Reproduktionsmedizin dar. Frauen mit DOR weisen eine reduzierte Anzahl und Qualität von Eizellen auf, was die Erfolgsraten von In-vitro-Fertilisation (IVF) und ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) beeinträchtigt. In ihrer systematischen Übersichtsarbeit und Meta-Analyse untersuchten Alessandro Conforti und Kollegen verschiedene therapeutische Ansätze zur Verbesserung der Ergebnisse bei Frauen mit DOR, die gemäß den POSEIDON-Kriterien definiert wurden.
Methodik der Studie
Die Autoren führten eine umfassende Literaturrecherche in den Datenbanken MEDLINE (PubMed), EMBASE und ISI Web of Knowledge durch, um relevante randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) bis Juni 2024 zu identifizieren. Die POSEIDON-Kriterien definieren DOR anhand eines Antralfollikel-Counts (AFC) von weniger als 5 oder eines Anti-Müller-Hormons (AMH) von weniger als 1,2 ng/ml. Ziel war es, die Wirksamkeit verschiedener adjuvanter Behandlungen und Stimulationsprotokolle zur Follikelstimulation und Eizellenentnahme in der künstlichen Befruchtung zu bewerten.
Hauptbefunde
Die Meta-Analyse umfasste 38 Studien, die verschiedene therapeutische Strategien untersuchten:
Dehydroepiandrosteron (DHEA): Die Supplementierung mit DHEA führte zu einer signifikanten Erhöhung der Anzahl gewonnener Eizellen (durchschnittlicher Anstieg um 0,60 Eizellen). Allerdings wurden keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf die Anzahl reifer Eizellen, klinische Schwangerschaftsrate, Lebendgeburtenrate oder Fehlgeburtenrate festgestellt.
Testosteron: Die Anwendung von transdermalem Testosteron zeigte eine signifikante Steigerung sowohl der Anzahl gewonnener Eizellen (durchschnittlicher Anstieg um 0,88 Eizellen) als auch der klinischen Schwangerschaftsrate (Odds Ratio [OR] 2,19) und der Lebendgeburtenrate (OR 2,19). Diese Ergebnisse könnten für Patientinnen in einer Kinderwunschklinik von Bedeutung sein.
Hochdosierte Gonadotropine: Der Einsatz höherer Dosen von Gonadotropinen resultierte in einer erhöhten Anzahl gewonnener Eizellen (durchschnittlicher Anstieg um 1,57 Eizellen), ohne jedoch die klinischen Schwangerschafts- oder Lebendgeburtenraten signifikant zu beeinflussen.
Delayed-Start-Protokoll: Dieses Protokoll, bei dem die GnRH-Antagonistenbehandlung zur Synchronisation der Follikelentwicklung vor Beginn der ovariellen Stimulation eingesetzt wird, führte zu einer signifikanten Erhöhung der Anzahl gewonnener Eizellen (durchschnittlicher Anstieg um 1,32 Eizellen) und reifer Eizellen (durchschnittlicher Anstieg um 1,17 Eizellen). Es wurden jedoch keine signifikanten Unterschiede in den klinischen Schwangerschafts- oder Lebendgeburtenraten beobachtet.
Letrozol und Clomifen: Der Einsatz dieser Wirkstoffe zeigte keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf die Anzahl gewonnener oder reifer Eizellen, klinische Schwangerschaftsrate, Lebendgeburtenrate oder Fehlgeburtenrate. (Hier wurde Letrozol mit Clomifen verglichen – Peet)
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse dieser Meta-Analyse deuten darauf hin, dass bestimmte therapeutische Ansätze, insbesondere die Supplementierung mit Testosteron und die Anwendung des Delayed-Start-Protokolls, positive Effekte auf die ovariellen Reaktionen bei Frauen mit DOR haben können. Allerdings bleibt der Einfluss dieser Strategien auf die klinischen Schwangerschafts- und Lebendgeburtenraten begrenzt.
Da viele Frauen mit DOR auf IVF oder eine Eizellspende angewiesen sind, sind weitere groß angelegte, gut konzipierte RCTs erforderlich, um die langfristige Wirksamkeit und Sicherheit dieser Interventionen zu bestätigen. Eine personalisierte Hormonbehandlung und Spermienaufbereitung sind wichtige Faktoren für den Erfolg der künstlichen Befruchtung. Die Kryokonservierung von Eizellen könnte zudem eine Option sein, um die Chancen auf eine spätere Schwangerschaft zu erhöhen.
Fazit für die Praxis
Die Wahl der geeigneten Stimulationsprotokolle und adjuvanten Therapien sollte individuell erfolgen. Frauen mit DOR sollten sich in einer spezialisierten Kinderwunschklinik beraten lassen, um die besten Optionen für eine erfolgreiche IVF oder ICSI zu finden.
Dr. Peet, März 2025
Hallo. Wie kann ich dir helfen?
Dr. Peet
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