Was ist das sog. Wiederholte Einnistungsversagen?

veröffentlicht in RBMOnline 2024

Diagnose: wiederholtes Implantationsversagen

Zusammenfassung des Artikels:

Der Artikel untersucht die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten für wiederholtes Implantationsversagen (RIF) bei IVF-Behandlungen. Die Autoren stellen die Hypothese auf, dass RIF entweder durch spezifische Risikofaktoren oder durch statistische Zufälle aufgrund der allgemein niedrigen Erfolgsrate von IVF verursacht wird. Ein hypothetisches Modell mit 1000 Frauen, die bis zu vier IVF-Versuche durchlaufen, wurde erstellt, um die Auswirkungen eines Risikofaktors und einer zusätzlichen Behandlung zu analysieren.

Die Ergebnisse zeigen, dass die klinische Schwangerschaftsrate bei Frauen ohne zusätzliche Behandlung (Strategie A) mit jedem weiteren IVF-Versuch abnimmt. Bei Frauen, die eine zusätzliche Behandlung erhielten (Strategie B), war der Rückgang der Schwangerschaftsrate weniger stark. Dies deutet darauf hin, dass eine Behandlung den negativen Einfluss eines Risikofaktors mindern könnte.

Bei Strategie B kamen zum Einsatz: Scratching, PICSI, HCG Spülung des Uterus, PRP, Heparin.

Die Autoren vergleichen das Modell mit Literaturstudien und stellen fest, dass die erwarteten Trends in realen Studien nicht immer sichtbar sind. Dies legt nahe, dass die derzeitigen Behandlungen für RIF möglicherweise nicht so wirksam sind wie angenommen. Der Artikel schließt, dass RIF möglicherweise durch die niedrige Erfolgsrate von IVF und das zunehmende Alter der Frauen verursacht wird, was zu einer höheren Anzahl von RIF-Fällen führt. Es wird betont, dass Patienten besser über die realen Erfolgsaussichten von IVF informiert werden sollten, da Behandlungsversagen häufiger auftreten kann als dargestellt.

Peet: RIF bleibt ein umstrittenes Thema im IVF-Bereich. Derzeit scheint es keinen verfügbaren diagnostischen Test oder eine bewährte Intervention zu geben, die nachweislich die Einnistung verbessert und somit RIF verhindert. Dennoch werden vorgeschlagene Behandlungen in der klinischen Praxis angewendet, obwohl es keine belastbaren Beweise für ihren Nutzen gibt. Zusätzlich zu dieser Kontroverse gibt es auch Einschränkungen bei den aktuellen Definitionen von RIF, da sie Faktoren wie das Alter der Patientin, die Embryoqualität, die Art der Behandlung, genetische Tests und die Variabilität zwischen Laboren nicht berücksichtigen.

Peet im Februar 2025

Wiederholtes Einnistungsversagen (RIF)

veröffentlicht 2022 in Human Fertility

Untersuchungen bei Wiederholtem Einnistungsversagen-RIF ( Repeated Implantation Failure)

Der Artikel „Management of recurrent implantation failure: British Fertility Society policy and practice guideline“ von Mariano Mascarenhas et al. ​ befasst sich mit der wiederholten Implantationsstörung (RIF), definiert als das Ausbleiben eines positiven Schwangerschaftstests nach drei aufeinanderfolgenden Transfers von qualitativ hochwertigen Embryonen. ​ Der Artikel analysiert die Evidenz für verschiedene Untersuchungen und Therapien, die bei RIF eingesetzt werden, und gibt Empfehlungen für die klinische Praxis und zukünftige Forschung. ​

Die Autoren untersuchen Faktoren wie Spermien- und Eizellqualität, uterine und adnexale Faktoren, immunologische Faktoren, Thrombophilie, endokrine Bedingungen und genetische Faktoren. ​ Sie bewerten die Evidenz für verschiedene diagnostische und therapeutische Ansätze und klassifizieren diese nach einem Ampelsystem: Rot (keine Evidenz), Gelb (weitere Daten erforderlich) und Grün (starke Evidenz).

Wichtige Empfehlungen umfassen:

  • Keine routinemäßige Anwendung von Hysteroskopie oder Endometrial Receptivity Array (ERA) ohne spezifische Indikation.
  • Keine Evidenz für die Verwendung von Spermien-DNA-Fragmentationstests, Antioxidantien oder speziellen Spermienselektionstechniken bei RIF.
  • Untersuchung der UNK Zellen wird derzeit, wegen mangelnder Evidenz, nicht empfohlen.
  • Karyotyp: kein Nachweis der Nützlichkeit außer in Paaren mit wiederholten Fehlgeburten.
  • Thrombophilie: die derzeitige Datenlage zeigt keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen RIF und Thrombophilie.
  • Hyperprolaktinämie, erhöhte männliche Hormone: da nur etwa 10% der Frauen mit RIF erhöhte Werte haben, scheint eine routinemäßige Testung nicht sinnvoll.
  • TSH und SD-Antikörper: eine Untersuchung dieser Parameter scheint sinnvoll. Lifestyle-Änderungen wie Raucherentwöhnung und Gewichtsoptimierung werden empfohlen. ​
  • Entfernung von Endometriumpolypen und submukösen Myomen zur Verbesserung der Implantationschancen.
  • Keine ausreichende Evidenz für die Verwendung von Heparin, Sildenafil, G-CSF (Granocyte) oder PRP (Platelet Rich Plasma) bei RIF.

Der Artikel betont die Notwendigkeit weiterer qualitativ hochwertiger Studien und die Entwicklung einer internationalen Konsensdefinition für RIF, um die Vergleichbarkeit von Studien zu verbessern und evidenzbasierte Empfehlungen in die klinische Praxis zu integrieren. ​

Zusammenfassung und Übersetzung: Peet, Februar 2025

Spermienfragmentation und Implantationsversagen

veröffentlicht 2022 in Human Fertility

Hat die Spermienfragmentation einen Einfluß auf die Implantation?

Hat die Spermienfragmentation Einfluss auf die Implantation?

Diese Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Spermien-DNA-Schäden und dem Risiko von Embryonenaneuploidie (von der Norm abweichende Chromosomenzahl) bei Patienten mit wiederholtem Implantationsversagen (RIF). Besonders bei Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch, die mittels intrazytoplasmatischer Spermieninjektion (ICSI) behandelt werden, könnte dies eine Rolle spielen.

Es wurden 42 Paare mit RIF ausgewählt und in zwei Gruppen eingeteilt: eine mit hohem DNA-Fragmentationsindex (DFI > 20%) und eine mit niedrigem DFI (< 20%). Die Ergebnisse zeigten, dass die Gruppe mit hohem DFI eine signifikant höhere Anzahl an aneuploiden Embryonen aufwies. Die Poisson-Regression ergab, dass das Risiko für aneuploide Embryonen in der Gruppe mit hohem DFI um 55% höher war als in der Gruppe mit niedrigem DFI. Chromosomenanalysen zeigten eine erhöhte Aneuploidie in den Chromosomen 16 und 20 in der Gruppe mit hohem DFI. Die Studie betont die Bedeutung der Spermien-DNA-Qualität für die Embryonenentwicklung und schlägt vor, dass Paare mit hohem DFI von einer Embryonenauswahl mittels komparativer genomischer Hybridisierung (CGH-Array) profitieren könnten.

Fazit: Die Erfolgsaussichten einer Schwangerschaft durch intrauterine Insemination (IUI) sind bei einer TMSC von ≥9 × 10⁶ am besten und nehmen darunter schrittweise ab. Schwangerschaften traten, wenn auch selten, sogar bei einer TMSC von <0,25 × 10⁶ auf. Da der Rückgang der Schwangerschaftsraten kontinuierlich erfolgt, gibt es keinen starren Schwellenwert, ab dem eine IUI empfohlen oder ausgeschlossen werden sollte. Stattdessen können diese quantitativen Erkenntnisse für eine personalisierte Beratung im Kinderwunschzentrum und eine optimierte klinische Entscheidungsfindung genutzt werden.

Empfehlung: Bei Paaren mit wiederholtem Einnistungsversagen ist es ratsam, den DNA-Fragmentationsindex (DFI) der Spermien bestimmen zu lassen. In bestimmten Fällen kann auch eine Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) zur weiterführenden Diagnostik sinnvoll sein, um chromosomale Auffälligkeiten frühzeitig zu erkennen.

Dr.Peet, Januar 2025

Spermiogramm nach WHO oder TMSC?

veröffentlicht in Fertility and Sterility Juni 2021

Übersetzung und Zusammenfassung:

Ergebnisse der Inseminationszyklen im Kinderwunschkontext

Ergebnisse: Insgesamt wurden 92.471 Inseminationszyklen analysiert, um den Zusammenhang zwischen der postgewaschenen Gesamtzahl beweglicher Spermien (TMSC) und der klinischen Schwangerschaftsrate zu untersuchen. Die Schwangerschaftschancen waren am höchsten bei einer TMSC von ≥9 × 10⁶ und nahmen mit sinkender TMSC kontinuierlich ab.

Für die angepasste GEE-Analyse standen vollständige Daten aus 62.758 Kinderwunsch-Zyklen zur Verfügung. Die Analyse von Zyklen mit einer TMSC von ≥9 × 10⁶ (n = 46.557) ergab, dass in diesem Bereich kein signifikanter Zusammenhang mit der Schwangerschaftsrate bestand. Hingegen zeigte sich TMSC als entscheidender Faktor für den Eintritt einer Schwangerschaft (Wald χ² = 39,85) bei Zyklen mit einer TMSC von <9 × 10⁶ (n = 16.201), wobei ein statistisch signifikanter Rückgang der Schwangerschaftsraten festgestellt wurde.

Fazit: Die Erfolgsaussichten einer Schwangerschaft durch intrauterine Insemination (IUI) sind bei einer TMSC von ≥9 × 10⁶ am besten und nehmen darunter schrittweise ab. Schwangerschaften traten, wenn auch selten, sogar bei einer TMSC von <0,25 × 10⁶ auf. Da der Rückgang der Schwangerschaftsraten kontinuierlich erfolgt, gibt es keinen starren Schwellenwert, ab dem eine IUI empfohlen oder ausgeschlossen werden sollte. Stattdessen können diese quantitativen Erkenntnisse für eine personalisierte Beratung im Kinderwunschzentrum und eine optimierte klinische Entscheidungsfindung genutzt werden.

 Die Bewertung des TMSC (Total Motile Sperm Count) scheint sinnvoller zu sein.

Dr. Peet, Februar 2025

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