Endometrium zu dünn – und jetzt? Was eine neue Studie für Kinderwunschpatientinnen bedeutet

Wenn Sie sich aktuell in einer Kinderwunschbehandlung befinden, haben Sie vielleicht schon gehört: Die „Dicke der Gebärmutterschleimhaut“, also des Endometriums, spielt eine Rolle für den Erfolg eines Embryotransfers. Aber wie wichtig ist sie wirklich? Und was bedeutet es, wenn der Ultraschall einen Wert unter 7 mm zeigt?

Eine neue, große Studie von Lee et al. (2025) bringt jetzt mehr Klarheit – und räumt mit einigen überholten Vorstellungen auf.


📏 Wann gilt das Endometrium als „zu dünn“?

Ein Endometrium von unter 7 mm wird häufig als kritisch angesehen – weil ältere Studien bei diesen Werten von geringeren Schwangerschafts- und Geburtenraten berichten. Doch die neue Studie zeigt: So einfach ist es nicht.


🧬 Was macht diese neue Studie so besonders?

Die Studie untersuchte über 30.000 Embryotransfers – und zwar ausschließlich mit genetisch getesteten, gesunden Embryonen (euploid, PGT-A). Damit konnten die Forschenden isolieren, welchen Einfluss die Gebärmutterschleimhaut unabhängig von der Embryoqualität hat.

Das Besondere: Sie unterschieden genau zwischen den verschiedenen Zyklusarten:

ZyklusartEinfluss von ET < 7 mm?
Natürlicher ZyklusKein signifikanter Nachteil
Programmierter Zyklus (FET)Deutlich geringere Erfolgsrate

🔍 Warum ist der Unterschied so groß?

Im natürlichen Zyklus sorgt der eigene Hormonverlauf für eine fein abgestimmte Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut – auch wenn sie dünner erscheint. Bei programmierten Zyklen übernehmen Medikamente diese Aufgabe, doch die Studienlage zeigt: Das gelingt nicht immer optimal.


🤔 Ist die Dicke also doch egal?

Nein – aber sie ist nicht das einzige Kriterium. Die Studie zeigt, dass die Vorhersagekraft der Schleimhautdicke allein schwach ist (AUC = 0,597, das entspricht kaum mehr als Zufall).

Andere wichtige Faktoren:

  • Zyklusart
  • Embryoqualität
  • Blutversorgung der Gebärmutter
  • Hormonverlauf
  • Patientinnenalter und Vorerkrankungen

🩺 Was bedeutet das für meine Behandlung?

Ein Endometrium < 7 mm ist kein Ausschlusskriterium. Vielmehr ist eine individuelle Betrachtung entscheidend. Das kann bedeuten:

  • Fortsetzen des Zyklus im natürlichen Verlauf
  • Unterstützende Therapien zur Schleimhautverbesserung (z. B. Sildenafil, PRP, Vitamin E)
  • Abwägung: Transfer durchführen – oder Zyklus verschieben?

Wichtig: In vielen Fällen ist ein Transfer auch bei <7 mm erfolgreich – vor allem im natürlichen Zyklus.


Fazit

  • Die Schleimhautdicke ist wichtig – aber nicht alles.
  • Ein Wert <7 mm ist nicht automatisch ein Problem – entscheidend ist die Zyklusart.
  • Individuelle Therapieentscheidungen, basierend auf aktueller Evidenz, sind der Schlüssel.


Dr. Peet, Juli 2025

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